Michael Kiedaischs Trieau

1996 trafen die 3 Musiker das erste mal zusammen um für einen Kompositionsauftrag, den Michael Kiedaisch von der Gelsenkirchener Bundesgartenschau 1997 erhalten hatte, Aufnahmen zu machen. Der dabei gefundene Spaß am gemeinsamen Spiel führte in der weiteren Arbeit dann zu dem jetzigen speziellen Stil und Repertoire des Trios, das sich aus Kompositionen Michael Kiedaischs und freien Improvisationen zusammensetzt. Die Musik speist sich aus verschiedenen Quellen, haben die 3 doch im einzelnen schon mit so unterschiedlichen Musikcreativen wie Frank Zappa, Mikis Theodorakis, Andreas Vollenweider oder Karlheinz Stockhausen gearbeitet. So trifft auf dem offenen Feld welches die zeitgenössische Improvisationsmusik bereitet hat jazzverwurzeltes auf frei - und neutönerisches, europäisch kammermusikalisches auf imaginär und konkret folkloristisches.

Der spezielle Klang des Trios ergibt sich aus den diversen Variationsmöglichkeiten in den Instrumentenkombinationen, da alle 3 eine Vielzahl unterschiedlicher Instrumente bedienen! Es gibt hier Trios mit Marimba, Posaune und Baritonsax - Marimba, Tuba und Bassklarinette - Alphorn, Marimba, Vibraphon und Piccoloflöte - Steeldrum, Posaune und Panflöte - um nur wenige Beispiele zu nennen....

Im Jahr 2000 entstand mit „Water Mirror" die erste CD des Trios, erschienen auf dem englischen Label November Music (NVR 2010-2 Vertrieb in Deutschland: NRW), die auch die Zusammenarbeit mit dem Fotografen Alexander Lauterwasser und dessen Wasser-Klang-Bildern dokumentiert.

2010 folgte "Siebensachen" beim Label Neuklang

 

Presse

 

Fische in der Wüste

Freiburg: Klangexperimente in der Kirche St. Andreas

Aus der Ferne nähert sich ein dunkler Ton, geformt vom Hohlraum einer Muschel. Er trifft sich im Staccato dann mit den Rhythmen von perkussiv gespieltem Vibraphon und einfacher Handtrommel. Kommunikativ bis ins Feinste gibt sich Trieau - die französische Schreibweise ist hintersinnig, Affinität zum Wasser weckend - in der Kirche St. Andreas in Freiburg-Weingarten. Der zeltartige Bau aus Beton, Holz und Glas scheint wie geschaffen für derlei Klangerkundungen. Im weiten Rund formen und gestalten sich Klänge und Töne; sie wandern umher, verbinden sich im Altarraum, von einem still konzentrierten Publikum interessiert verfolgt. 

Ein gutes Dutzend Instrumente bedienen die drei Musiker, allzeit überraschende Klangfarben produzierend. Da ist Michael Kiedaisch, der vor einem Jahr aus der Bodenseegegend nach Freiburg zog: der Vibraphonist und Marimbaphonist, sicher und wendig auch auf den Steel-Drums, liefert die thematischen Vorlagen, Stücke mit skurrilen Titeln wie "Fische in der Wüste" oder "Firlefanz-Tanz", die die Phantasie anregen und Assoziationen wecken. Sie werden entsprechend von den beiden Bläsern umgesetzt. Der aus Chicago kommende Mike Svoboda beherrscht auf Posaune und Tuba alle Spielarten zwischen E und U, von krachenden Klangkaskaden bis zu zart hin gehauchten Melodien. Eberhard Hahn ist mit diversen Saxophonen und Flöten zur Stelle, nicht minder ideenreich. Nicht expressiv zugespitzte Soli sind Anliegen der drei, es ist das kommunikative Miteinander. 

Hier ist ein Trio, pardon: Trieau, das sich auf den freien Austausch musikalischer Gedanken bestens versteht. Gewiss werden Themen vorgegeben und unisono vorgestellt, doch bilden sie allenfalls ideale Vorlagen für Improvisationen. Neben dem Ausloten klanglicher Möglichkeiten oder sonstiger instrumentaler Tugenden sind dem Erfindungsgeist und jeglicher Spiellaune keine Grenzen gesetzt. Man agiert mal in swingenden Gefilden, intoniert spontan einen Tango oder verfällt in einen Blues. War es anfangs eine Melodie auf der Muschel, die in der Kirche faszinierte, ist es abschließend ein originaler Muothataler auf dem Alphorn, der von Kuhglocken begleitet wird. So bunt ist Musik, so kreativ Trieau. Langer Beifall. 

Reiner Kobe (Badische Zeitung)

 

Jazzpodium

 

Michael Kiedaisch, Jahrgang 1962, ist ein klassisch ausgebildeter Schlagzeuger, dessen besondere Vorliebe der Marimba und dem Vibraphon gilt. In seinen Anfängen noch ganz vom Jazz geprägt, wandte er sich zunehmend der zeitgenössischen E-Musik zu, wo er es als Komponist und Instrumentalist zu höchstem Ansehen gebracht hat. Doch der Jazzimpetus wirkt in ihm weiter, er liebt Projekte, die ihn in das Spannungsfeld von streng durchkomponierten Strukturen und improvisatorischer Freiheit führen. In diesem Sinne ist sein erweiterter Jazz-Begriff zu verstehen; Jazz ist für ihn “ein musikalisch alchemistisches Verfahren, mit dem man unterschiedlichste musikalische Standpunkte zu etwas neuem verschmelzen kann”. Ließ seine erste CD für Neuklang, dem Label der renommierten Bauer-Studios, mit einer aktualisierten Cooljazz-Variante aus streng europäischem Melodie- und Klangverständnis aufhorchen, so ist seine vorliegende zweite Einspielung für das Label deutlich näher an der Neuen Musik, insbesondere ihrer Spielart der Minimal Music. Kein Wunder, denn in seinem “Trieau” – die Schreibweise ist ein frankophones Wortspiel – spielt mit dem Posaunisten Mike Svoboda ein ausgewiesener Spezialist dieser Richtung, und der Saxophonist, Klarinettist und Flötist Eberhard Hahn ist neben seiner Versiertheit in Ethnomusik ebenfalls ein versierter Spezialist dieses Genres. Das Programm des Albums umfasst zwölf programmatische Titel, alle aus der Feder Kiedaischs. Die Grundstimmungen werden mit blitzendem Tonwitz und quicklebendiger Rhythmik vorgegeben. Zuständig ist dafür meist das Stabspiel, die Bläser entwickeln darüber ein Motiv-Feuerwerk voller Esprit und tiefsinnigem Humor; auch nach zehn Jahren Trieau sprühen be idem geistvollen Kräftemessen noch die Funken. Dabei versagt sich Trieau jeglicher jazzklischeehafter, blautöniger Derbheit; doch jede einzelne dieser zwölf Miniaturen ist auf ihre jeweils erfrischend eigentümliche Weise äußerst vergnüglich.

 

Thomas Fitterling

 

 

Birmingham Post 20th February, 2001

JAZZ CD OF THE WEEK

Michael Kiedaisch, Mike Svoboda, Eberhard Hahn. Water Mirror                                                 

                                    ........it shows the interest percussionist Michael Kiedaisch, trombonist Mike Svoboda and saxophonist Eberhard Hahn take in the natural world, and it shows their attitude to sound - as just another element in the natural world. Kiedaisch plays marimba, vibraphone and steel drums as well as percussion, Svoboda adds tuba, didgeridoo and conchshell to his armoury, and Hahn plays all the reeds and woodwinds. The combination of breathy flute, bell-like marimba and the low buzz of didgeridoo, for example, is a very evocative one. This is in that interesting vortex of European jazz, which takes equal inspiration from classical, jazz and folk sources to form an unclassifiable modern improvisational music. 

Rating: * * * * * 

Peter Bacon

 

Jazzwise March 2001 

Water Mirror                                                

.....The trio build a shifting, beguiling soundscape which invites all manner of liquid metaphors of the flowing, swirling, surging, dripping, trickling variety, but without ever resorting to obvious or kitschy effects. If that all sounds a little precious, there is plenty of sly humour amid the creativity. 

Kenny Mathieson 

 

JazzReview March, 2001

Kiedaisch/Svoboda/Hahn Water Mirror NOVEMBER NVR2010-2                                                

......All three musicians are a delight tonally, creating a full and varied palette, turning out a stream of pleasing sounds and shapes without ever deteriorating into superficial prettiness. They even manage to pull off literal humour without sacrificing musicality, as on "Sealion's Teatime." These days there are plenty of people trying to mix jazz and post-impressionist chamber music, but few have married them as satisfyingly as this trio has done.

 

Barry Witherden